Automatisierte Tests

Wie barrierefrei ist unsere Internetseite? Wo sind noch Mängel? Die Durchführung eines Tests kann Gewissheit bringen. Wer sein Internetangebot auf den Prüfstand stellen möchte, kann zwischen zwei Möglichkeiten wählen: einem Testverfahren, das von Personen durchgeführt wird oder einer automatischen Prüfung. Natürlich kann man auch beide Verfahren kombinieren.

In Deutschland gibt es mit dem BIK BITV-Test ein personengestütztes Prüfverfahren, das entweder von Experten des Prüfverbundes oder in einer Selbstbewertung durchgeführt werden kann. Daneben stehen automatisierte Testverfahren, die kostenpflichtig oder als Freeware erhältlich sind.

Unser Kooperationspartner Air Berlin hat beide Testverfahren ausprobiert und gemeinsam ziehen wir Bilanz:

Entdecken automatische Tests alle Barrieren?

Um es kurz zu machen: Automatische Prüfungen können nicht alle Anforderungen der Barrierefreiheit, wie sie in der BITV bzw. der WCAG definiert sind, testen und bewerten. Sie können diverse formale Mängel aufspüren, aber auf keinen Fall die Einhaltung von Standards bestätigen.

Hier einige Beispiele:

In der BITV ist festgelegt, dass Bilder oder grafische Bedienelemente mit Textalternativen zu versehen sind. Automatische Tools erkennen, ob Alternativen in Textform bereitgestellt werden. Sie erkennen aber nicht, ob diese Texte tatsächlich eine sinnvolle Beschreibung des Bildes oder eines Bedienelements liefern. Das können nur Menschen beurteilen.

Gleiches gilt für Anforderungen, die sich auf die Verständlichkeit des Webauftritts beziehen, wie z.B. informative Webseiten-Titel (BITV 2.4.2), aussagekräftige Linktexte (BITV 2.4.4), sinnvolle Überschriften und Label (BITV 2.4.6) oder einheitliche Bezeichnungen für Elemente gleicher Funktionalität (BITV 3.2.4). Sobald es um das Verständnis von Inhalten oder die Bedeutung von Zeichen und Worten geht, ist eine Prüfung durch Menschen notwendig.

Ein zentrales Kriterium der Zugänglichkeit ist die Tastaturbedienbarkeit eines Auftritts. Sie ist für blinde und sehbehinderte Nutzer wichtig, ebenso für Menschen mit Einschränkungen in der Handmotorik. Die uns bekannten automatischen Tests geben keine Auskunft zur Tastaturbedienbarkeit. Besonders bei Elementen, die per JavaScript zu solchen gemacht werden und mit WAI-ARIA ausgezeichnet werden müssten, würde sich das auch als schwierig gestalten.

Nimmt man noch den Umstand hinzu, dass die Fehlersuchprogramme nur statische Seiten, keine dynamisch erzeugten Inhalte und auch keine mehrstufigen Prozesse prüfen können, wird deutlich, dass automatische Tests nur einen kleinen Bruchteil der Barrierefreiheits-Anforderungen abbilden. Trotzdem kann ihr Einsatz aber in einigen Fällen sinnvoll sein. Mehr darüber im folgenden Abschnitt.

Wann ist der Einsatz automatischer Tests sinnvoll?

Trotz ihrer sehr beschränkten Aussagekraft bieten automatische Tests einige Vorteile:

  • Automatische Tests „prüfen“ Internetseiten sehr viel schneller als Menschen, innerhalb kürzester Zeit liegt das Ergebnis vor. Wer einen ersten Eindruck über den Stand der Barrierefreiheit gewinnen möchte, bekommt so erste Hinweise. Feststellen lässt sich allerdings nur, ob Barrieren vorhanden sind. Werden durch das Prüfprogramm keine Mängel gefunden, bedeutet das keinesfalls, dass der Auftritt gut zugänglich ist. Hier sind dann weitere, personelle Tests notwendig.
  • Bei personengestützten Tests ist es meist zu aufwendig, sämtliche Seiten eines Internetauftritts zu prüfen. Deshalb werden einige repräsentative Seiten ausgewählt, deren Testergebnisse auf den gesamten Auftritt übertragen werden können. Insbesondere kostenpflichtige automatische Tools liefern dagegen Ergebnisse für den gesamten Internetauftritt. Dies kann z.B. bei der Verbesserung /Beseitigung der gefundenen Mängel hilfreich sein. So können alle von Mängeln betroffenen Seiten gezielt bearbeitet werden. Statistische Auswertungen können dabei die Fortschritte anzeigen.

Unterstützung von personengestützten Tests durch automatische Tools

Auch bei einer Prüfung durch Personen ist der zusätzliche Einsatz von automatischen Tools sinnvoll, z.B. für die Prüfung der Validität einer Website (durch den W3C-Validator) oder die Messung von Kontrasten mit einem entsprechenden Prüfwerkzeug. Auch Browser-Erweiterungen erleichtern die Prüfung. Mit ihrer Hilfe kann man sich etwa Alternativtexte oder eine Überschriftenstruktur anzeigen lassen.

Fazit

Automatische Tests können nur einen kleinen Ausschnitt der Barrierefreiheits-Anforderungen prüfen. Deswegen sind sie nicht geeignet, um die Standardkonformität eines Webauftritts zu ermitteln. Sie können aber erste Hinweise auf vorhandene Barrieren liefern und bei der barrierefreien Umsetzung unterstützen. Browser-Erweiterungen oder einzelne Tools sind eine sinnvolle Ergänzung für personengestützte Prüfungen.

Weitere Informationen zum Thema:

GOV.UK (02/2017): What we found when we tested tools on the world’s least-accessible webpage

Linkliste

Kostenlose Online-Tools (englisch):

Zahlreiche weitere Online-Tools führt die Web Accessibility Initiative (WAI) auf:

Kostenpflichtiger Check (deutsch):