Als Schwerbehindertenvertretung aktiv werden

Barrierefreiheit ist ein Schlüssel zu Inklusion. Immer wichtiger wird die digitale Barrierefreiheit. Denn viele Informationen und Prozesse des beruflichen Lebens laufen nur noch über das Web.

Mit der Hamburger Arbeitsgemeinschaft der Schwerbehindertenvertretungen engagiert sich BIK für Alle für Barrierefreiheit im Web. Mit gemeinsamen Aufklärungsmaßnahmen informieren wir Schwerbehindertenvertretungen und unterstützen sie dabei, das Thema in ihren Betrieben einzubringen. Dieser Leitfaden fasst zusammen, um was es geht und wie Schwerbehindertenvertretungen aktiv werden können.

Um was geht es?

Wir wollen, dass Unternehmen und Verwaltungen ihre Webangebote barrierefrei gestalten und damit die Voraussetzung für eine Teilhabe von Menschen mit Behinderungen schaffen. Unsere jahrelange Prüfpraxis zeigt, dass das keine Selbstverständlichkeit ist: Webangebote, bei denen man sich nicht explizit um Barrierefreiheit gekümmert hat, sind in der Regel nicht barrierefrei.

Wenn wir vom Web sprechen, denken wir neben den Internetauftritten auch an das Intranet und alle weiteren Webanwendungen, wie zum Beispiel E-Learnings.

Was heißt Barrierefreiheit im Web überhaupt?

Von Barrierefreiheit profitieren Menschen mit ganz unterschiedlichen Behinderungen – neben blinden und sehbehinderten, gehörlosen und schwerhörigen Menschen auch Nutzer mit motorischen oder kognitiven Einschränkungen. Einige Beispiele:

  • Blinde Menschen können sich Internetseiten mit ihren Bildschirmleseprogrammen erschließen.
  • Schwerhörige Menschen können ein Online-Video verstehen, weil es eine Untertitelung hat.
  • Tastaturnutzer – etwa Menschen, die wegen einer Körperbehinderung die Maus nicht nutzen können – können sich mit der Tastatur durch ein Webangebot bewegen.

Warum soll ich mich darum kümmern?

Sie vertreten die Interessen von Menschen mit Behinderungen – von Kollegen, die bereits im Unternehmen arbeiten, bis zu potentiellen Mitarbeitern der Zukunft. Mit Barrierefreiheit schaffen sie Zugang, das bedeutet:

  • Bewerber mit Behinderungen können sich über Ihr Unternehmen oder Ihre Verwaltung informieren,
  • Bewerber mit Behinderungen können sich über das Web bei Ihnen bewerben,
  • Mitarbeiter mit Behinderungen können über das Intranet informiert werden oder sich austauschen und
  • Mitarbeiter mit Behinderungen haben durch barrierefreies E-Learning Weiterbildungschancen.

Denken Sie auch an potentielle Kunden, die durch Barrieren im Webauftritt Ihres Betriebes von Informationen und Dienstleistungen ausgeschlossen sind.

Gibt es eine gesetzliche Verpflichtung zu Barrierefreiheit?

Für Wirtschaftsunternehmen gibt es im Moment noch keine Verpflichtung zu barrierefreien Webangeboten. Es wird aktuell aber ein EU-Richtlinienvorschlag diskutiert, der auch Unternehmen zu barrierefreien Webangeboten verpflichten könnte: Der European Accessibility Act.

Für den öffentlich-rechtlichen Bereich sieht es anders aus: Verwaltungen sollten prüfen, ob sie bereits jetzt über ihre Bundes- oder Landesgleichstellungsgesetze zu barrierefreien Webangeboten verpflichtet sind. In spätestens zwei Jahren müssen alle öffentlichen Stellen auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene Barrierefreiheit umsetzen: Laut EU-Richtlinie über den barrierfreien Zugang zu Webseiten des öffentlichen Sektors müssen neue Webseiten ab September 2019, bestehende ab September 2020 barrierefrei sein. Für Web-Apps bleibt Zeit bis 2021.

Wie Barrierefreiheit im Web umgesetzt werden soll, definieren die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG). Dieser internationale Standard wurde in Deutschland auch in die Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung (BITV) übernommen, die Barrierefreiheits-Anforderungen für Bundesbehörden festlegt.

Abseits der gesetzlichen Keule: Barrierefreies Webdesign hat Vorteile, die auch Entscheider überzeugen: Neben dem Zugang für alle ist es ist zum Beispiel besonders suchmaschinenfreundlich, mobil gut nutzbar und technisch modern und nachhaltig.

Was kann ich als Schwerbehindertenvertretung tun?

Eine Menge – denn Sie können im Unternehmen für die barrierefreie Nutzbarkeit von Webangeboten sensibilisieren und Umsetzungswege aufzeigen.

  • Erfahren Sie mehr: Lernen Sie Robbie, Carsten, Jana, Heidi und Marina kennen und erfahren Sie, wie gerne Menschen mit Behinderungen das Web nutzen und welche Vorteile Barrierefreiheit für sie hat: Wer profitiert von einem barrierefreien Internet?
  • Machen Sie Ihrem Arbeitgeber Barrierefreiheit schmackhaft: Informieren Sie die Unternehmensführung und machen Sie deutlich, dass barrierefreie Webangebote auch für die Anbieterseite Vorteile hat: Vorteile von barrierefreiem Internet
  • Binden Sie Spezialisten Ihrer Fachabteilungen ein: Sprechen Sie mit den Kollegen, die im Unternehmen für Internet, Intranet bzw. E-Learning verantwortlich sind – zum Beispiel aus der IT-Abteilung oder dem digitalen Marketing. Barrierefreies Webdesign ist ein technisches Thema und es ist nicht einfach, sich einzuarbeiten. Deshalb ist es sinnvoll, die IT- und Webverantwortlichen für das Thema zu interessieren und aufzuzeigen, wo praxisnahe, kostenfreie Umsetzungshilfen zu finden sind: Umsetzungshilfen und Leitfäden
  • Holen Sie externe Expertise dazu: Informieren Sie im Unternehmen über Beratungs- und Unterstützungsangebote von Barrierefreiheits-Experten:
    • Impulse für betriebliche Entscheider und Schulungen für IT-Abteilungen und Webredaktionen unterstützen bei der Umsetzung: Projekt BIK für Alle unter info@bik-fuer-alle.de.
    • Im Laufe einer Webentwicklung helfen entwicklungsbegleitende Barrierefreiheits-Tests, Mängel aufzuspüren und zu beheben. Ein abschließender Test mit Prüfsiegel eignet sich, um den erreichten Stand der Barrierefreiheit von Webangeboten festzustellen und zu zertifizieren: BITV-Test-Prüfverbund unter kontakt@bitvtest.de.
    • Natürlich spielt Barrierefreiheit auch bei anderen digitalen Arbeitsmitteln eine wichtige Rolle, etwa bei Desktopanwendungen im Büro. Zur Barrierefreiheit von Anwendungssoftware berät das Projekt BIT inklusiv unter kontakt@bit-inklusiv.de.

Gemeinsam aktiv werden für ein barrierefreies Web

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Melden Sie sich gerne bei uns: info@bik-fuer-alle.de